Leistungsfähigkeit im Klimawandel sichern (LeiKs)

Ludwig-Maximilians-Universität München

Hintergrund und Ziel des Projekts

Die Anzahl von hitzebedingten Arbeitsunfähigkeitstagen (ICD-10 T67) hat sich mit ca. 20.000 im Jahr 2008 und ca. 80.000 im Jahr 2018 vervierfacht; auch hitzebedingte Einbußen in Leistungsfähigkeit und Arbeitsproduktivität sind nachweisbar. Im Bereich Klima- und Hitzeresilienz, Produktivität und Wohlbefinden während des Ausübens von Bürotätigkeiten bestehen erhebliche Forschungslücken, ebenso bei der Betrachtung von Wechselwirkungen zwischen Wohn- und Arbeitsumgebung bei Hitze – ein Aspekt, der vor dem Hintergrund der Verlagerung von Arbeitszeiten in den Wohnbereich (Homeoffice) an Relevanz gewinnt. Ziele von LeiKs: Forschung aus der Praxis, für die Praxis

  • Erfassen der Wechselwirkungen zwischen Temperaturbelastungen im Büro- und Wohnbereich, indem die Hitzebelastung und verschiedene gesundheitliche und leistungsbezogene Indikatoren bei Büroarbeitenden erhoben werden
  • Identifizieren von Risiko- und Resilienzfaktoren jenseits der energieintensiven Klimatisierung
  • Befähigen relevanter Akteurinnen und Akteuere hinsichtlich Risikokommunikation und effektiver Hitzeschutzmaßnahmen im Bürobereich durch zielgruppenspezifische Formate (Leitfäden/Bildungsmodule)
  • Übertragung auf und Nutzung der Projektergebnisse als Bausteine für Klimaanpassungskonzepte und Hitzeaktionspläne für Kommunen, weitere Branchen, Sektoren und Bevölkerungsgruppen
  • Wissenschaftspraxisdialog durch den Aufbau eines breiten Netzwerkes mit Vertreter*innen relevanter Verbände und Institutionen

Relevanz des Projektes für Praxis und Politik (v. a. in Bayern)

Intensität und Häufigkeit von Hitzeereignissen nehmen auch in Bayern stark zu, der Bedarf an Anpassungsmaßnahmen steigt in allen Lebens- und Arbeitsbereichen. Mit seinem Fokus auf Bürobeschäftigte leistet das Vorhaben einen wichtigen Beitrag zur gesundheitlichen Anpassung an den Klimawandel in Bayern, da ein Großteil der Erwerbstätigen seine Tätigkeit im Büro ausübt.

Methoden

Der transdisziplinäre Charakter des Projektes liegt in der Beantwortung einer gesellschaftlich relevanten Fragestellung mithilfe unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen – Arbeitsmedizin, Umweltsoziologie oder Klimatologie – und von Schlüsselakteurinnen und Schlüsselakteuren aus der Praxis. Neben der Identifizierung/Integration der über das Kooperationsnetzwerk hinausgehenden Akteurinnen bzw. Akteueren (Stakeholdermapping) werden mikroklimatische, soziale, gesundheitliche und leistungsbezogene Parameter mithilfe verschiedener (Messmethoden (z. B. Temperaturlogger im Arbeits- und Wohnbereich, Mapping des Mikroklimas im Außenraum, Tests, Fragebogenerhebungen, Tagebücher) erhoben. Zur Identifizierung von Risiko- und Resilienzfaktoren werden multivariate Daten- und qualitative Inhaltsanalysen durchgeführt. Die geplanten Leitfäden, Bildungsmodule und Kommunikationsstrategien werden in intensivem Austausch mit den assoziierten Praxispartnerinnen und -partner entwickelt und validiert.

Projektfortschritte

Es wurden während zweier Hitzewellen Online-Befragungen mit insgesamt 210 Teilnehmenden durchgeführt (Juni=176 und August=34).

Die Auswertung der Fragebogendaten sowie der weiteren Materialien (Arbeitsweg-Karten und Tageskurven über Temperaturempfinden und Leistungsfähigkeit) erfolgt laufend.

Erste Ergebnisse wurden präsentiert im Rahmen der Konferenz „Energy, Environment and Societies in Crises“ der European Sociological Association sowie auf dem 10. Bayerischen Kongress für den Öffentllchen Gesundheitsdienst.

Erste Untersuchungen zeigen, dass die Hitzewellen Leistungsfähigkeit und gesundheitliches Wohlbefinden (negativ) beeinflussen. Dabei spielen sowohl individuelle Eigenschaften wie Temperaturvorlieben, die Lage und Ausstattung der Büros als auch Vorerkrankungen eine Rolle. Die Außentemperaturen scheinen sich ebenfalls auszuwirken, da zwischen Tagen der Hitzewelle durchaus Unterschiede bestehen. Die Bedeutung der Innenraumtemperaturen wird nach erfolgreicher Rückholung der Datenlogger geklärt.

Die Erstellung individueller Hitzeprofile für die Teilnehmenden wurde vorbereitet und Außentemperaturdaten beschafft.