WIKLIGE: Einfluss von extremen Witterungsereignissen im Klimawandel auf die menschliche Gesundheit

Technische Universität München: Professur für Ökoklimatologie, Lehrstuhl für Mathematische Modelle biologischer Systeme, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie am Klinikum rechts der Isar

Hintergrund & Ziel des Projektes

Im Projekt WIKLIGE werden langfristige Klimawandel-bedingte Veränderungen von Morbidität und Mortalität in Bayern untersucht, die insbesondere mit dem biotropen Wirkfaktor Temperatur verbunden sind, der nicht nur mit einer Reihe von Herzkreislauferkrankungen, sondern auch Unfällen und Traumata in Verbindung gebracht wird.
Die übergeordneten Projektziele sind (1) eine Klimatologie der Witterungsstressfaktoren für Bayern (1951-2050) aufzustellen und regionalspezifische Temperatur- / Mortalitätskurven für Bayern zu analysieren, (2) Daten der chirurgischen Notfallaufnahme MRI (2006-2017) bezüglich Witterung und Traumata auszuwerten, und (3) die Witterungsabhängigkeit von verschiedenen Unfalldatensätzen in Bayern (u.a. Verkehrsunfälle) zu untersuchen.

Relevanz des Projektes für Praxis und Politik (v.a. in Bayern)

Im Bundesvergleich gibt es in Bayern überproportional viele Verunglückte und Getötete im Straßenverkehr. Genauso wie bei den Bergunfällen gibt es Anzeichen für einen Zusammenhang mit klimawandelbedingten Temperaturänderungen. Um die Auswirkungen des Klimawandels auf Morbidität und Mortalität regional in Bayern besser abschätzen zu können, ist eine Untersuchung der Veränderungen an den kalten und warmen Extremen der Temperaturverteilung unter Verwendung verschiedener thermischer Komfortindices not-wendig. Diese Informationen sollen in die Politikberatung und Öffentlichkeitsarbeit der beiden entsprechenden zuständigen bayerischen Ministerien, etwa durch die App NaturGefahr / UmweltInfo, eingebunden werden. Dies hilft dann, die Gefahren des Klimawandels für die menschliche Gesundheit in Bayern besser darzustellen, zu analysieren und zu prognostizieren, um damit geeignete Anpassungsmaßnahmen, wie Warnhinweise, Kapazitätsanpassungen in der Notfallaufnahme zu forcieren.

Methoden

Die Witterungsstressklimatologie wird mit "fine scale mapping" für Bayern dargestellt. Unter Verwendung von statistischen Modellen werden Witterungsstressfaktoren sowie deren Wechselwirkung und weitere Einflussgrößen erklärt.

Erste Ergebnisse

Die Datenbeschaffung verlief erfolgreich. Es wurden Daten wurden aus der Datenbank des Deutschen Wetterdienstes heruntergeladen und aufbereitet. Patienteneinlieferungen vom Klinikum rechts der Isar stehen zur Analyse zur Verfügung, zusätzlich gelang es IVENA (Interdisziplinärer Versorgungsnachweis) Daten zu Rettungsdiensteinsätzen in München für das Projekt zu erhalten. Vom Forschungsdatenzentrum der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder können die Verkehrsunfallstatistik, die Krankenhausstatistik sowie die Todes-ursachenstatistik für Bayern analysiert werden.

Die Hitzebelastung wird als Tages (beziehungsweise Halbtages) -maxima und -minima oder -mittel des Universal Thermal Climate Index (UTCI) approximiert. Selbst in hohen Lagen können sehr hohe UTCI Werte (die Skala beginnt bei 40°) erreicht werden. Dabei sind besonders hohe Werte mit maximalen UTCI Werten von über 50° in Franken und an der Donau zu finden.

Die Anzahl der Patienten am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München (MRI) wurden mit einem Distributed Lag Linear and Non-Linear Model dlnm analysiert. Als Störgrößen wurden verschiedene Kovariablen berücksichtigt. Der UTCI wurde mit einem nicht linearen Lag-Feld modelliert. Dabei zeigt sich, dass sich nicht alle Bereiche mit erhöhtem Relativem Risiko (RR) von statistischem Rauschen unterscheiden. Dagegen zeigt sich ein erhöhtes Risiko bei hohen UTCI Werten (>30°) und einem Lag von ein und zwei halben Tagen sowie bei niedrigen UTCI Werten und Lag 12 (6 Tage).